Firmung vernetzt

von Unbekannt

Seit dem Jahr 2001 ist das Buch „Menschen-Leben-Träume“ der Platzhirsch unter den Firmkursen, die in der deutschsprachigen Kirche gekauft und verwendet werden. Im selben Jahr der Veröffentlichung wurde auch die Wikipedia gegründet. Spätestens jetzt wird deutlich, dass sich seitdem viel getan hat in der Art, wie wir uns Informationen beschaffen, kooperativ neues Wissen produzieren und uns untereinander über unsere Sicht der Welt austauschen.

Als „Menschen-Leben-Träume“-Herausgeber Klaus Vellguth ein junges Team für die Neuauflage eines Formkurses zusammengesucht hat, wurde schnell klar, dass die Digitalisierung von jugendlicher Lebenswelt, aber auch von Bildung und Religiosität generell integraler Bestandteil eines zeitgemäßen Firmkonzepts werden sollte. Dabei darf man absolut die Frage stellen: Lohnt es sich eigentlich noch einen Firmkurs als gedrucktes Buch herauszugeben? Wenn Online-Universitäten überall auf dem Vormarsch sind und viele alltägliche Herausforderungen bequem per YouTube-Tutorial lösbar sind? Wir meinen: Ja, auf jeden Fall, wenn ein solcher Firmkurs dabei hilft, die Digital Natives, also die meist jugendlichen Firmbewerber, und die Digital Immigrants – zu denen man den Großteil der heutigen Katechetengeneration zählen darf – in einen kreativen Austausch über ihren Glauben zu bringen.

Die allermeisten Bausteine des neuen Kurses „Firmung vernetzt“ denken deshalb digital-performative Möglichkeiten der Firmkatechese gleich mit: Radioverkündigung bei soundcloud, Kreuzwegstationen in kurzen Vines oder Orte besonderer Glaubenserfahrungen auf einer Karte bei GoogleMaps. Alle Bausteine funktionieren theoretisch auch analog, aber es dürfte schnell klar werden, dass Ästhetik und Spaßfaktor in der digitalen Variante deutlich besser sein werden.

Dabei erheben wir mit „Firmung vernetzt“ nicht den Anspruch, die bei Veröffentlichung gerade besonders angesagten Netzwerke im Buch auch nur ansatzweise erschöpfend zu nutzen. Die Entwicklung würde uns sowieso sofort überholen. So war zu Beginn des Projekts beispielsweise Snapchat in Deutschland noch kaum verbreitet. Worum es uns stattdessen geht: Wir wollen Katecheten und Seelsorger für ein verändertes Kommunikationsverhalten und ästhetisches Empfinden sensibilisieren und ihnen Mut machen: Es ist spannend, mit den Jugendlichen zusammen nach passenden Ausdrucksformen für die Fragen und Themen der Firmvorbereitung zu suchen. Ganz bewusst reagieren wir auf neue Entwicklungen mit Updates und ergänzenden Ideen zum Buch über die
Website und die Facebookseite zum Kurs. Facebook ist sicherlich nicht mehr das bevorzugte Netzwerk der heutigen Firmbewerber. Aber wenn Katecheten ein soziales Netzwerk nutzen, dann am ehesten dieses.

Die digitale Performance folgt dabei der grundlegend theologischen Entscheidung zu einer mystagogischen Firmkatechese. Das bedeutet, dass methodisch immer zuerst eine Erfahrung ermöglicht wird, die nicht zwingend explizit reflektiert werden muss, sondern das Erleben selbst ist schon der gewünschte Vollzug. Wenn Jugendliche also sich also z.B. für Benachteiligte einsetzen oder in ihrer Sprache und mit ihren Bildern darstellen, was und wer ihrem Leben Sinn gibt, dann ist das ein immenser Gewinn für die Katechese, weil er einen ganz praktischen, lebensweltorientierten Zugang für die Jugendlichen eröffnet, sich mit Glaubensfragen auseinanderzusetzen. „Firmung vernetzt“ versteht die Jugendlichen als Erzähler, Darsteller, Performer ihrer eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte und schlägt KatechetInnen zahlreiche Ideen vor, wie digitale Erzählformate die Firmkatechese bereichern können.

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Dr. Christian Schröder
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