Kirche und die Clouds

von Unbekannt

Sind Clouds eigentlich böse oder sollten wir den Mehrwehrt, den sie bieten nutzen? Aktuell tauchen immer wieder Anfragen von kirchlichen Angestellten auf, welche Alternativen es zu Software und Lösungen gibt, die ab sofort nur noch in der Cloud-Variante verfügbar sind. Insbesondere stellt sich zum Beispiel die Frage, ob es zu den Adobe Produkten, wie InDesign, Photoshop oder Premiere gute Alternativen gibt, da die Datenschutzbeauftragen oder EDV-Verantwortlichen sich gegen den Einsatz von Cloud-basierter Software ausgesprochen haben.

Ich möchte in diesem Beitrag einmal ein paar Thesen und Standpunkte zu den Clouds aussprechen, die ich bedenkenswert finde, um sich zu dem Thema eine Meinung zu bilden. Dazu etwas über den Begriff der Cloud und der Zukunftsfähigkeit von Softwareunternehmen, ebenso über die Gefahren der Cloud und dem Geschäftsmodell mit den Daten bis hin zur frohen Botschaft Gottes in der Cloud.

Zukunftsfähigkeit von Softwareunternehmen

Grundsätzlich stellen soweit ich es überblicke alle Software-Unternehmen auf Cloud-basierte Softwarelösungen um. Der Hintergrund für diesen Weg ist die verbesserte digitale Infrastruktur, die es ermöglicht die Distribution der Software insbesondere über das Internet laufen zu lassen. Dies spart den Unternehmen viel Geld und ermöglicht es Änderungen, wie Updates schneller zum Endkunden zu bringen.

Somit lässt sich sagen, dass alle Software-Entwicklungs-Unternehmen, die auch in der Zukunft noch auf dem Markt sein wollen, gerade ihre Produkte allesamt in Richtung Cloud-Lösungen umwandeln. Ein alternativer Begriff dafür ist im Übrigen der Begriff der „Apps“, der oftmals synonym dazu verwendet wird. Das heißt, dass Programme von Adobe, ebenso wie Microsoft und Apple und Google davon betroffen sind.

Fazit 1: Unternehmen und Organisationen werden entweder einen Weg finden, die en Einsatz von Cloud-Lösungen in der eigenen Organisation ermöglichen oder „back to the roots“ gehen müssen. Im Büroalltag bedeutet dies dann Zettel, Stift und Brieftaube an Stelle von Photoshop, Tastatur und E-Mail. Falls man dennoch versucht auf die wenigen vorhandenen Alternativen umzusteigen, so sollte man die Entscheidung sehr gut aus mehreren Gründen abwägen. Die erste Frage muss demnach lauteten „Gibt es überhaupt eine adäquate Alternative zu dem entsprechenden gegebenenfalls auch sehr bewährten Produkt?“ oder muss man eine funktionierende Software gegen eine nicht-funktionierende eintauschen, weil es eine Grundsatzentscheidung ist. Darüber hinaus sollte sich die Entscheider darüber im Klaren sein, dass ein Umstieg auf eine neue Software weitreichende Konsequenzen mit sich führt, sprich es müssen Schulungen angeboten werden, es entsteht ein Mehraufwand bei der Umsetzung, gegebenenfalls muss auch neues Personal eingestellt werden und am Ende ist die Frage der Einbindung in die vorhandenen IT-Strukturen ebenfalls noch zu testen und zu klären.

Der Begriff der Cloud

Wofür steht eigentlich der Begriff der Cloud? Ist es die Ablage und die Speicherung von Daten oder geht es um die permanente Verfügbarkeit von Software oder oder oder? Nicht alles wo der Begriff Cloud vorsteht ist in Wirklichkeit auch eine Cloud. Als Beispiel möchte ich die Adobe Creative Cloud nehmen, die ich persönlich nicht als Cloud-Software bezeichnen würde nur weil man dafür keine CD mehr kaufen kann. Es ist zwar richtig, dass die zentrale Verteilung der Software über eine Cloud-Lösung läuft, aber grundsätzlich werden die Daten für die Produktionen aktuell noch lokal abgespeichert. Solange es nicht überall auf der Welt eine Gigabitanbindung über Wlan ins Internet gibt, wird es die Möglichkeit geben, seine Daten auch im eigenen System abzuspeichern.

Fazit 2: Der Begriff Cloud ist ein schöner Begriff insbesondere für Marketing-Agenturen. Er wird verbunden mit einer neuen Technologie, aber viel wichtiger ist noch, dass die Unternehmen daran glauben mit diesem trendigen Begriff ihren Umsatz steigern zu können.

Die Gefahr der Cloud ist der Mensch

Bei dem praktischen Einsatz von Cloud-Speicherdiensten sehe ich zwar grundsätzlich auch die Gefahren, dass irgendwer wenn er böse ist auf meine Daten Zugriff erlangen könnte, doch möchte ich ganz ehrlich nicht die Gefahren des Lebens in den Vordergrund stellen, sondern die Fülle des Lebens. Kurzum überwiegen für mich die Möglichkeiten des effizienten Zusammenarbeitens in der Cloud. Doch damit dies gelingt gibt es recht klare Ansätze: Es bedarf konkreter Absprachen zwischen den Menschen, wie die Cloud genutzt wird: So finde ich zum Beispiel, dass in die Cloud aktuell keine vertraulichen personenbezogene Daten oder aber Kontodaten etc. hingehören. Alle anderen Daten wegen meiner schon.

Fazit 3: Ich finde es gerade in der Kirche sehr überheblich zu denken, dass die frohe Botschaft Gottes und die damit verbundenen Projekte, eine Geheimsache sind. Nein ganz im Gegenteil, ich würde mich freuen wenn die Projekte insbesondere in der Pastoral so gut wären, dass mal jemand auf die Idee käme die Cloud zu hacken in der die Projekte und Dokumentationen abgelegt sind. (Bevor das jemand jetzt aus Spaß probiert bitte ich um eine kurze Anfrage: Ich teile meine Gedanken auch gerne ohne gehackt zu werden.)

Geschäftsmodell Cloud und die Sicherheit der Daten

Cloud-Lösungen wie Google Drive, Dropbox und andere haben sich in den vergangenen Jahren zu einem großen Geschäftsmodell entwickelt. Dabei sind die Macher und die Investoren sehr daran interessiert, weiter damit Geld in der Zukunft Geld zu verdienen, da sie dafür auch viel Geld investiert haben. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Firmen wie Google und Co alles daran setzen die Daten in der Cloud sicher zu speichern, damit ja niemand daran kommt, denn sonst würden die Dienste ihre Kunden verlieren.

Fazit 4: Daten in der Cloud sind meist viel sicherer gelagert und ein besseres Backup als wenn man es selber probiert. Dies gilt auch für die EDV Strukturen der kirchlichen Institutionen. So arbeiten bei Google, Dropbox und Co mehrere tausend Mitarbeiter rund um die Uhr daran Daten und Services sicher zu halten und zu beschützen. Mit der Expertise und den Ressourcen haben sie viel größere Möglichkeiten Daten sicher zu halten als eine kleine EDV Abteilung im Verein, in einer Institution oder in einem Ordinariat das jemals leisten kann.

Die frohe Botschaft Gottes

Egal wie wichtig jede einzelne Abteilung im Gesamtgefüge einer Organisation ist, so ist es unabdingbar, dass jede Organisation und auch die Mitarbeiter sich immer wieder ihren Kernauftrag und den damit verbundenen Kernaufträgen bewusst werden. Das bedeutet gerade in inhaltlich geprägten Arbeitsumfeldern, dass insbesondere technische Abteilungen als Dienstleister in der eigenen Organisation darstellen. Auf diese Weise reden wir hier ganz klassisch von Servicedienstleistungen und nicht von Selbsterhaltungseinheiten.

Fazit 5: Kirche ist für den Menschen da und der Mensch nicht für den Dienstleister Kirche.

 

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2 thoughts on “Kirche und die Clouds

  1. Lieber Stefan, lieber Roland,

    euer beiden Standpunkte teile ich. Datenschutzt ist keine alleinige Frage von Cloud oder nicht Cloud.
    Ich erlebe allerdings in Bezug auf Cloud-Lösungen folgendes Dilemma, das m.E. nach viel eher ansetzt:

    Es ist „der Kirche“ (in den Formen der Diözesen, Dekanate, Pfarreien etc.) nicht möglich eigene Cloud-Dienste zu betreiben, weil entweder das Know-How fehlt, angebotene Lösungen schlichtweg nicht funktionieren, oder gesagt wird, „dass man das nicht braucht… “
    Das ist angesichts der immer größeren Räume und der immer größeren Mobilität des „Bodenpersonals Gottes“ schlichtweg falsch…

    In vielen Entscheider-Köpfen ist es leider auch noch nicht angekommen, dass auch pastoraler Alltag eben diese Cloud-Dienste und moderne Technik dringend braucht, um Gottes Wort zu den Menschen zu bringen. Denn sobald es in Sachen EDV und IT ums Geld geht, wird´s eng. Das geht mit der Frage nach Firmen-Smartphones los und hört bei Tablets noch lange nicht auf…

  2. Lieber Stefan, danke für Deinen blog-Beitrag, der auf einige Aspekte der „Cloud-Frage“ Licht setzt, andere Aspekte jedoch in den Schatten schiebt, weil die Fragen nicht richtig sind.

    Ich stimme Dir zu: Der Mensch ist der größte Unsicherheitsfaktor, wenn es um Datensicherheit geht. Der Kanal ist egal – wenn ich vertrauliche Daten habe, dann müssen diese vertraulich behandelt werden. Bleistiftnotizen offen liegen lassen, Klientenakten ungesichert mit nach Hause nehmen, USB-Sticks mit sensiblen Dokumenten und ohne Passwortschutz in der Hosentasche oder die Plauderei beim Sport – das sind Vertrauensbrüche, für die ich keine Cloud brauche.
    Ich stimme weiter zu: EDV-Abteilungen müssen Dienstleister sein an ihren Abteilungen, sonst provozieren sie eine Schatten-IT, die das Gegenteil von nachvollziehbarem Datenschutz.

    Was mich zum Widerspruch und zur Diskussion provoziert, ist die Dichotomie, die Du in Deinem Beitrag gleich zu Beginn formulierst und die in die Irre führt: „Sind Clouds eigentlich böse oder sollten wir den Mehrwehrt, den sie bieten, nutzen?“
    Dass das Gegenteil von „böse“ „Mehrwert“ sein könnte, hat mich aufgeschreckt. Diese Alternativen sind falsch. Es geht bei diesen Frage nicht um „böse“ oder um die „Botschaft Gottes“. Es geht um Datenschutz, um Vertrauen, um Verbraucher- und um Bürgerrechte.

    Die Botschaft Gottes nämlich wird nicht nur von den Dächern gepfiffen – manchmal braucht sie auch Vertraulichkeit und Geheimhaltung. Die Kirche (und ihre Caritas) haben genug subversives Potential, das einige Geheimdienste sehr interessieren dürfte. Papst Franziskus wurde zu Beginn seines Pontifikates massiven Verdächtigungen ausgesetzt, vertrauliche Informationen an die argentinische Militärjunta gegeben zu haben. „Die frohe Botschaft Gottes“ führt manchmal Menschen in Konflikte, die dringend Vertraulichkeit fordern, um Leib und Leben derer nicht zu gefährden, die für die gute Sache kämpfen. Ob „die Cloud“ das bietet? …

    Du hast vermutlich Recht, wenn Du schreibst, dass „Daten in der Cloud sind meist viel sicherer gelagert [sind] und ein besseres Backup [haben] als wenn man es selber probiert.“ Technisch gilt das auf jeden Fall. Aber weshalb sind wir so skeptisch, dass Amazon, Google, Apple und all die anderen großen Anbieter unsere Daten nicht doch mitlesen und für welche Unternehmenszwecke auch immer analysieren? Die Konzerne haben sich einen schlechten Ruf erworben und viel Vertrauen verspielt. Wir wissen schlicht nicht, ob unsere Daten sicher und nur für unsere Zwecke in den Cloud-Containern zur Verfügung stehen. Und den Zusagen glauben wir bisweilen nicht. Die Lösung ist relativ einfach: Eine andere Rechtsgrundlage der AGBs. Oder ein anderes Geschäftsmodell, das den Kunden und seine Bedürfnisse ernst nimmt – es geht also um die Frage, welche Bedürfnisse ich als Kunde habe und welche Lösungen es gibt. Wenn ich für meine Bedürfnisse nicht die passenden Lösungen finde, dann gehe bespreche ich mit meinem Dienstleister, welche gemeinsame Lösungen es gibt – das ist in der Regel eine Preisfrage. Sagt der Dienstleister „Friss, Vogel oder stirb“, dann ist er vielleicht der Falsche für mich.
    Dieser Aspekt betrifft die Verbraucherrechte. Da sind dann noch die Bürgerrechte: Bei den großen Anbietern scheinen die NSA und andere Dienste fleißig mitzulesen oder mitzulesen gehaben; wie es in der Gegenwart aussieht, wissen wir nicht so genau. Stichwort „Vertrauen“ …) – offenbar bisweilen mit Erlaubnis der Unternehmen. Das ist nicht unbedingt Google und Co anzulasten – aber ein Grund, sensible Daten (s.o.) vielleicht doch anders zu behandeln.

    Trauen wir uns eigentlich noch zu, unsere Kunden- und Verbraucherinteressen in Sachen Datensicherheit mit Kraft zu vertreten – auch gegenüber Weltkonzernen? Müssen wir uns auf den kleinsten Nenner „Mehrwert“ zurückziehen, um das zu akzeptieren, was viele mit Unbehagen erfüllt und dann zum (irreführenden) Label „böse“ führt?
    Was wir brauchen, ist informiertes Selbstbewusstsein, klare Vorstellungen davon, was wir als Kunden wollen, welche Bedingungen wir stellen (und nicht nur akzeptieren) und welchen Preis wir bereit zu zahlen sind.
    Und natürlich ein Gespür dafür, wie mit sensiblen Daten umzugehen ist, die auch im Weinberg des Herrn anfallen.

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