Kirchliche Beschaffungsgesellschaft

von Unbekannt
Kirchlicher Zentraleinkauf

Die Kirche ist in Deutschland einer der größten Arbeitsgeber, die sich in über 11.000 Pfarrgemeinden und 27 Bistümern organisiert. Hinzu kommt eine Vielzahl von kirchlichen Einrichtungen im sozialen Bereich, der, so wie ich ihn kenne, immer sehr knapp bemessen ist mit seinen Finanzen. Aus diesem Grund habe ich mir einmal ein paar Gedanken dazu gemacht, wie könnte man eigentlich bei der Kirche unkompliziert Geld sparen, ohne das es jemanden weh tut. Dabei habe ich mich an eine Begegnung mit dem Geschäftsführer der Bundesbeschaffungsgesellschaft in Österreich vor ein paar Jahren erinnert und möchte euch das Konzept kurz in meinen Worten vorstellen.

Konzept der Bundesbeschaffungs GmbH in Österreich

In Österreich hat der Staat im Jahr 2001 eine Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) gegründet. Aufgabe der BBG ist es für die Einrichtungen des österreichischen Staates die Einkäufe zu bündeln und zu steuern. Dabei wird der BBG die Kernkompetenz zugesprochen Experten in allen Bereichen des Einkaufes einzustellen und über 270.000 Produkte anzubieten. Dabei handeln die Einkaufsexperten sowohl mit Großhändlern als auch mit kleineren Händlern.

Die BBG tätigt Einkäufe in den unterschiedlichsten Bereichen. Von Bedarfsgütern wie Klopapier, Handtücher, Reinigungsmittel aber auch Handyverträge, Computersoftwarelizenzen bis hin zu Reisen, Bahntickets, Übernachtungen in Hotels und dergleichen mehr werden Einkäufe getätigt. Wichtig ist es auch, dass die BBG nicht nur Großeinkäufe tätigt sondern auch einen System entwickelt hat, um regionale und saisonale Produkte zu fördern, sodass hier auch kleinere Unternehmen an den Ausschreibungen teilhaben können.

Partizipationsmöglichkeiten am zentralen Einkauf

Ein wichtiges Grundprinzip ist es, dass die Bundeseinrichtungen verpflichtend über die BBG ihre Ausschreibungen laufen lässt, aber auch Bundesländer und Gemeinden können sich dem System anschließen. Durch die größeren Auftragsvolumina und auch die Einkaufsexperten entstehen dabei erhebliche Einsparungen von zuletzt 18 Prozent der Kosten für das Jahr 2013. Trotz der enormen Einsparungen ist zu bedenken, dass durch die BBG in den einzelnen Einrichtungen keinerlei Posten von Einkäufern in den Einrichtungen abgeschafft werden mussten, sondern die BBG fungiert darüber hinaus oberhalb dieser Einkäufer.

Optimierung des kirchlichen Einkaufs

Für Kirche wäre es denkbar ebenfalls eine BBG oder kirchliche Bundesbeschaffungsgesellschaft auf Bundesebene zu gründen und diese zum Beispiel durch den VDD zu installieren. Wichtig wäre dabei, dass auch Kirchengemeinden und andere kirchliche Institutionen wie in Österreich die Kommunen an der Bundesbeschaffungsgesellschaft an den Service der Bundesbeschaffungsgesellschaft bedienen können.

Dabei könnte es ähnlich wie bei der BBG einen Sockelbetrag zur Grundsicherung der Dienstleistungen der kirchlichen Beschaffungsgesellschaft geben und darüber hinaus durch die Einsparungen im Einkauf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens durch Provisionen gesichert werden. Auf diese Weise könnten bei einem guten Management sicherlich viel Geld in der Summe gespart werden, dass für andere Zwecke wieder frei würde.

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3 thoughts on “Kirchliche Beschaffungsgesellschaft

  1. Als ehemaliger Pressesprecher der BBG möchte ich zwei Punkte ergänzen:

    – Gott Sei Dank gab es sehr wohl (neben den rund 20% der Kosten beim Einkaufspreis) auch personelle Einsparungen. Es gibt informelle Schätzungen, dass die rund 100 Mitarbeiter der BBG zumindest die Arbeit von 1000 Beamten übernommen haben. Über den Abbau bzw. die Umschichtung dieser Stellen gibt es meines Wissens nach wie vor keine gesicherten Informationen. Da in Österreich nach wie vor ein Großteil der öffentlichen Mitarbeiter unkündbar und de facto unversetzbar ist, ist der Abbau großteils nur schleichend über den sogenannten natürlichen Abgang oder freiwillige Versetzungen erfolgt.

    – Die Abwehrreaktionen von Bernhard Riedl zeigt das Grundproblem, mit dem auch die BBG insb. in der Anfangszeit zu kämpfen hatte: Der Machtverlust, der sich durch eine Bündelung und Standardisierung des Einkaufs ergibt, erzeugt oft heftigen Widerstand. Der kann anfangs nur durch klare Vorgaben von oben überwunden werden. Erst nach ein paar Jahren setzt sich auch bei den Betroffenen die Erkenntnis durch, dass die Qualität gestiegen und der Preis gesunken ist – und dass sie zudem mehr Zeit haben, sich um wichtigere Dinge zu kümmern, als Aktenordner einzukaufen.

  2. Als alter Entwicklungshelfer wollte ich auch gerade schreiben, was Ralf Simon mitgeteilt hat. Dazu gibt es noch eine Reihe von Rahmenabkommen der Bistümer und des VDD zur Beschaffung von Autos und Zeux. Entscheidend ist aber, dass sich niemand in seiner individuellen Beschaffungsintelligenz beschneiden lassen will. In einem Konzern ginge das, aber bei 11000 selbständigen Pfarreien hast Du ungefahr das 15fache an Entscheidern. Wie soll da vernünftiges Einkaufen klappen?

  3. Lieber Stefan,
    seitens der kath. Hilfswerke gibt es bereits eine solche Beschaffungsgesellschaft, die BEGECA, ansässig im Haus von missio Aachen. Sie bietet ihre Dienstleistungen aber nicht nur den kirchl. Hilfswerken, sondern auch z.B. den Bistümern, Pfarrgemeinden und Verbänden an. Was die BEGECA mbH genau leistet, das entnimmst du am Besten der Website » http://www.begeca.de
    In Sachen Reisen – insbesondere Flugreisen für kirchl. Einrichtungen – ist darüber hinaus die ebenfalls in unserem Haus ansässige raptim GmbH ein guter Partner » http://www.raptim.de

    LG
    Ralf Simon
    Web Content Manager
    missio Aachen

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