8 Tipps für Pfarrgemeinden in Krisenzeiten

von Stefan Lesting

Unser aller Alltag hat sich in den letzten Tagen und Wochen drastisch verändert. Für viele Menschen bedeutet dies nicht nur, dass sie den Kontakt zu Freunden und Familie reduzieren. Auch die Aufgaben, die sie übernommen haben, fallen von heute auf morgen weg. Die dadurch entstandene Zeit lässt sich – neben dem Gebet – für eine Vielzahl an Dingen nutzen. Hier habe ich daher ein paar Ideen zusammengefasst, wie Pfarrgemeinden die Krisenzeit sinnvoll nutzen können.

1. Dem Ehrenamt Danke sagen

Das ganze Jahr über engagieren sich zahlreiche ehrenamtliche Helfer in den Pfarrgemeinden, Gruppierungen und Verbänden. Ohne diese Unterstützung wäre das Pfarrleben kaum denkbar. Ich finde, die derzeitige Situation bietet eine ideale Gelegenheit sich dafür zu bedanken. Wie wäre es mit einer handgeschriebenen und individuell ausgewählten Postkarte zum Osterfest? Diese persönliche Geste drückt die Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement aus. Ein einfacher Weg eine kleine Freude zu verbreiten und nebenbei das Engagement fürs Ehrenamt zu bestärken.

2. Die Pfarrcaritas unterstützen

Die Sorge und Fürsorge für besonders Hilfsbedürftige ist im Zentrum der christlichen Botschaft verankert. Nicht nur in schwierigen Zeiten ist die Gemeinde auf die Arbeit der Pfarrcaritas angewiesen. In der jetzigen Situation bedürfen noch mehr Menschen Hilfe und es gilt daher der Pfarrcaritas möglichst viel Unterstützung zukommen zu lassen. Darüber hinaus ist es hilfreich, die Prozesse für die Unterstützung zu überprüfen und zu optimieren. Weitere Ehrenamtliche für die Unterstützung müssen gefunden werden. Hier gibt es bereits zahlreiche Aktivitäten, was ich sehr positiv finde.

3. (K)einen Online-Gottesdienst anbieten

Online-Angebote sind gefragt wie kaum zuvor. Wer bereits einen Livestream für Gottesdienste hat, sollte diesen weitermachen. Wer keinen hat, sollte nicht blind mitmachen, ohne einen Mehrwert zu schaffen. Ein Tipp an alle, die noch überlegen, ob sie auch noch auf den Live-Stream-Aktionismus für Gottesdienste aufspringen sollten. Ich würde empfehlen die Energie in die Entwicklung neuer digitaler Formate und Angebote zu stecken. Dabei will ich Ihnen natürlich nicht ausreden, Gottesdienst soweit wie möglich zu feiern. Doch würde ich mit Blick auf einige Zuschauerzahlen sagen, dass Neueinsteiger kaum noch Chancen haben einen größeren Marktanteil bei Gottesdienst-Live-Streams zu gewinnen und dann vor allem zu halten. Das Bedürfnis an wackeligen Handybildern ist fast gesättigt und DOCH gibt es bei der Digitalisierung im kirchlichen Raum und für die Menschen noch viel zu tun. Überlegen Sie sich vielleicht einfach mal die jetzt zur Verfügung stehende Zeit eben in neue Projekte, Formate etc. zu stecken. Egal ob Sie es alleine machen, im Team, als Weiterbildungseinheit oder mit Beratern. Das Thema Digitalisierung bietet noch viele Chancen (siehe Punkte 4-7) und auch wenn alle Zuhause sind, kann man die Hürde schnell nehmen.

4. Digitale Teamarbeit

Es wird wohl kein besserer Zeitpunkt kommen, neue Arbeitsformen im Team zu erproben.  Nutzen Sie die Zeit, um sich mit bisher unbekannten Tools vertraut zu machen. Wie wäre es mit einem Videochat über Skype? Oder nutzen Sie TeamViewer, um sich so mit anderen Computern zu verbinden und zusammenzuarbeiten. Auch Microsoft Teams bietet verschiedene Formate und ist eine produktive Möglichkeit, im HomeOffice verbunden zu bleiben. Probieren Sie ganz neue Möglichkeiten der Teamarbeit aus und klicken Sie sich durch die Angebote. Bei vielen Dienstleister kann man die sonst kostenpflichtigen Angebote außerdem derzeit gratis ausprobieren.

5. Online-Sprechstunden

Wie wäre es mit einem ganz neuen digitalen Angebot? Beispielsweise wäre die Einrichtung von Online-Sprechstunden denkbar, die von Einzelnen, aber auch von Gruppen genutzt werden könnte.

6. Marktbeobachtung

Was passiert eigentlich außerhalb meiner eigenen „Bubble“ im Internet? Das Internet ist ein Füllhorn verschiedener Möglichkeiten und Nutzergruppen. Man kann die Zeit nutzen, um sich mit neuen, für einen selbst eher fremden Zielgruppen zu beschäftigen und weiterzubilden. Was beschäftigt eigentlich Motorradbiker? Was fasziniert die Zuschauer bei Online-Spielen? Immerhin gibt es zahlreiche sehr erfolgreiche YouTube-Kanäle, die zeigen, wie eine Person ein Videospiel spielt und es währenddessen kommentiert. Fifa-Fans schauen sich beispielsweise stundenlang den Kanal von feelfifa an. Gleiches gilt für die Nintendo-Community, die auf dem Kanal von Domtendo bei SuperMario und Pokemon mitfiebert. Vielleicht ist auch ein Blick auf Pinterest interessant. Dort gibt es jede Menge Kreatives, besonders für Do-It-Yourself-Tipps und Deko-Inspiration. Mit fast 13 Mio. Followern sind besonders die pink-pastelligen Pinnwände von Oh Joy! beliebt. Sich in anderen Gefilden umzuschauen, bringt sicher Inspiration für die eigene Arbeit.

7. Optimierung und Überarbeitung

Zu den Dingen, für die man gewöhnlich wenig Zeit findet, gehören auch Optimierungsprozesse. Was läuft gut, was müsste überarbeitet werden? Auch der Konzeption der Online-Kanäle und der Erstellung eines Kommunikationskonzeptes kann sich jetzt angenommen werden.

8. Ein gutes Buch lesen

Endlich Zeit zum Bücherlesen! Auch das kann uns einen Mehrwert liefern, wenn wir ein Buch wählen, das der Weiterbildung dient. Dazu eignet sich zum Beispiel dieses hier über juristische Fragen in der Kinder- und Jugendarbeit. Damit sollte das Ferienlager im Sommer dann eine gute rechtliche Grundlage haben.

Über Stefan Lesting

Stefan Lesting ist Experte für das Thema Digitalisierung

Stefan Lesting ist Berater, Autor und Medienexperte und beschäftigt sich seit vielen Jahren insbesondere mit der Thematik Kirche und Medien. Daneben unterstützt Stefan Lesting zusammen mit seinen Mitarbeitern bei der Lesting Media & Consulting Pfarrgemeinden, kirchliche Einrichtungen, Verbände und Einzelpersönlichkeiten bei der Umsetzung von Marketing- und Digitalisierungsmaßnahmen.