Mogelpackung: Satire ist was anderes

von Unbekannt

Einen deutlichen Beweis für misslungene Satire liefert das Magazin „Titanic“, bei dem es sich nach eigenen Angaben um ein Satiremagazin handelt. Auf dem Titelbild ist ein Bischof zu erkennen, der ganz unzweifelhaft „sexuelle Handlungen“ am gekreuzigten Christus vornimmt. Ins unerträgliche steigert „Titanic“- Chefredakteur Leo Fischer die Häme mit seiner Interpretation des Covers: Es werde, so Fischer, ein Priester gezeigt, der der sich demütig dem Gekreuzigten nähere – „zum Zweck der Anbetung oder der Reinigung“. Und um dem allen die Krone aufzusetzen, werden auf der Internetseite des Magazins Mitschnitte von Beschwerdeanrufen zu Belustigung des Publikums als Download angeboten. Von einer Kontaktaufnahme mit der „Titanic“- Redaktion kann nur abgeraten werden, will man sich nicht noch zusätzlich verhöhnen lassen.

Das Mittel der Wahl sind die Beschwerde beim Deutschen Presserat und die Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Frankfurt a.M. Inzwischen sind weit über 100 Beschwerden gegen das Cover beim Deutschen Pressrat eingegangen und auch die Staatsanwaltschaft in Frankfurt a.M. beschäftigt sich mit dem Vorfall. Es waren am vergangenen Freitag bereits 3 Strafanzeigen eingegangen, weitere sind inzwischen erstattet oder werden noch folgen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es zumindest ermittelt wird. Da eine Störung des öffentlichen Friedens, die als weitere Voraussetzung des im § 166 StGB beschriebenen Tatbestandes (Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen) als gegeben angesehen werden kann. Eine Friedensstörung ist nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichtes Nürnberg „nicht erst mit dem Entstehen eines Klimas offener oder latenter Feindschaft anzunehmen, das sich jederzeit in Gewalt und Gegengewalt entladen kann, sondern schon dann, wenn Menschen nicht mehr in einer Gesellschaft leben können, ohne befürchten zu müssen, um ihres Glaubens willen diskriminiert zu werden und Schmähungen ausgesetzt zu sein, gegen die man sich letztlich nicht wehren kann“ (AZ: Ws 1603/97).

Wer sich selber ein Bild von den Diskriminierungen und öffentlichen Schmähungen machen will, kann dies in den einschlägigen facebook – Gruppen: „Wir protestieren aufs Schärfste gegen das aktuelle Titanic Cover“ und der von Claqueuren des selbsternannten Satiremagazins „Titanic“ gegründeten Gruppe: „Wir unterstützen aufs Schärfste das aktuelle Titanic-Cover„ machen. Bis hin zum offenen Aufruf zu Gewalt gegen Priester der katholischen Kirche ist dort alles zu finden. Das sind ganz sicher nicht die Früchte von Satire, das sind die Früchte von Spott und Häme, die sich aufschaukeln zu verbaler Gewalt gegen Christen. Als Katholiken dürfen und müssen wir uns mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln dagegen wehren. Friedlich und mit Worten, klar und entschieden, doch ohne Gewalt. Wir sind keine „Katholiban“ und wir wollen es auch nicht werden.

Schlussendlich kann also bei dem aktuellen „Titanic“- Cover im Hinblick auf die Frage, ob es denn Satire sei, wirklich nur mit nein geantwortet werden. Es ist eine Mogelpackung, in der sich bei genauerem Hinsehen eine gefährliche Dosis Spott und Häme verbergen.

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5 thoughts on “Mogelpackung: Satire ist was anderes

  1. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, das Ilke Amman mit ihrer Vermutung recht hätte, das sich kaum einer getrauen würde, sich in der Realwelt so aufzuführen. Mit dem Zählen der Kommentare, die mit: „Ihr Katholiken…“ beginnen, habe ich schon lange aufgehört.
    Wo kommt dieser Zorn her? Der ist ja gerade nicht vom Himmel gefallen. Inzwischen ist mir der Glaube abhanden gekommen, das diese Kritiker Interesse an einem konstruktiven Gespräch haben. Zu viel Häme ergießt sich über alles, was nach katholisch aussieht, um noch genau in berechtigte Kritik, alte Vorurteile, persönliche Geschichten usw. auseinanderdefiniert zu werden. Den Überblick über diesen Komplex habe ich längst verloren.
    Jedoch stelle ich fest, das mich das ganze Thema inzwischen überfordert. Präsenz zu zeige, dialogbereit zu sein, ja, eine Gegenstimme zu entwickeln und Flagge zu zeigen bringt niemand fertig der, als einfache(r) Christ(in) im klassischen Spagat von Privatleben, Beruf und Ehrenamt nicht als hauptamtlicher Sesselfurzer, ich nenns mal so, Zeit, Energie und Bildung hat, den ganzen Wust zu lesen, zu analysieren und anschließend zu kommentieren. Otto und Lieschen Normalchrist(in) werden meist auf Stammtischniveau festgenagelt. Aus dem Stand sollen wir antworten, zu Talkshows und Podiumsdiskussionen lädt man uns nicht ein, doch für unsere Umwelt sind wir leicht erreichbar, werden stellvertretend für unser geistliches Oberkommando in die Zange genommen und sollen uns für Vorfälle rechtfertigen, an denen unser Anteil in der gleichen Konfession wie die der Tätern besteht. Gehts noch?
    Ich wäre von Herzen froh, wenn die Öffentlichkeit eine andere Sau fände, die sie durchs Dorf treiben könnte. Wenn sich unsere Oberhirten einschließlich des armen Papa Razzi, dem es ähnlich geht wie und Fußvolkchristen, wieder eingekriegt haben und der Augiasstall gereinigt ist, würde ich mich herzlich über einen Schrieb zum Thema Ermutigung, Dank und Hilfe zur Argumentation für unsereinen freuen. Wir haben weder Mittel noch Wege, ganz zu schweigen von den Nerven, auf alles einzugehen,auf was wir angefragt werden. Bis ich aus unseren Bistümern oder gar aus Rom etwas höre oder lese, gehe ich auf Tauchstation, nicht weil ich nicht mehr will, sondern weil ich nicht mehr kann.

  2. Ihr Lieben,
    doch, das ist Satire in ihrer reinsten Form. Sie ist genau richtig, nötig und unabdingbar. Ich bin tiefgläubig und fühle mich durch das Motiv sehr verletzt. Aber es stellt keine Beleidigung gegen unseren Herrn dar, sondern provoziert all jene, die Schindluder mit unserem Glauben treiben und das seit Jahrhunderten. Es zeigt nur, was in Beichtstühlen, Heimen und Schulen all die Jahre los war. Lieber Peter, die Aussage „Demut und Anbetung Christi mit sexuellem Missbrauch gleichzusetzen, bedeutet, jedem praktizierenden Christen zu unterstellen, dass er ein Verbrecher ist. Und zwar allein aufgrund der Tatsache, dass er an Jesus glaubt“, ist, sorry, völliger Schwachsinn. Ich bin Christ, ich glaube an Jesus, was habe ich mit diesen verirrten Tätern zu tun? Nüscht. Diese Täter haben Jesus, unsere Kirche und unseren Glauben besudelt, mein Lieber, nicht die Titanic-Redakteure. Die haben jedes Recht, sich über die skandalösen Vorgänge auf´s Gröbste lustig zu machen.

  3. Mir „gefällt“ das Titanic-Cover auch nicht, aber ich finde gleichzeitig die Aufregung übertrieben. Ausserdem lässt sich die Frage stellen, ob damit sowas nicht nur noch zusätzliche Aufmerksamkeit bekommt.
    Ich denke, dass solche Karikaturen halt einfach auch Ausdruck der Wut vieler Leute sind über das, was durch Priester und Ordensleute in der katholischen Kirche mit Kindern passiert ist. Diese Wut und Empörung teile ich und kann es verstehen. Ich glaube, wir müssen dort kommunikativ anknüpfen und uns mit dieser Wut und Empörung auseinandersetzen – und fragen, was das, was passiert ist, für Konsquenzen hat. Mit Klagen & Co. wird sich die Stimmung im Lande nicht wenden, sondern nur durch Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und offene Kommunikationsangebote.

  4. Ilka Amann schreibt:
    „[…] Gemeint ist, dass er dies behauptet und als Vorwand dafür gebraucht, ein Verbrechen zu begehen. Oder aber, naheliegender und näher am Text, dass er dies nicht nur behauptet, sondern dass demütige Annäherung zum Zweck der Anbetung Christi in Wahrheit dazu dient, die Befriedigung sexueller Triebe durch Verbrechen zu verleugnen und zu vertuschen. Das betrifft den christlichen Glauben als solchen. Aber dann sind alle Christen betroffen.

    Demut und Anbetung Christi mit sexuellem Missbrauch gleichzusetzen, bedeutet, jedem praktizierenden Christen zu unterstellen, dass er ein Verbrecher ist. Und zwar allein aufgrund der Tatsache, dass er an Jesus glaubt.“

    Das ist ja schon um mehrere Ecken gedacht.
    Würde man als Schüler im Kunstunterricht so waghalsig ein Gemälde interpretieren, bekäme man höchstens einen Gnadenpunkt für die blühende Fantasie.

  5. Mir fehlt die Lust, mir die Beschimpfungen im Detail anzuschauen. Es gibt sie inflationär im Internet. Eine Diskussion mit solchen Leuten anzufangen, ist sinnlos, denn sie gefallen sich in ihrer Rolle und haben keinerlei Interesse, anderen zuzuhören oder gar ernsthafte Argumente auszutauschen. Es gibt dies in allen Varianten, gegen Naturwissenschaftler ebenso wie gegen Katholiken.

    Es ist ja auch so schön einfach im Internet: Man bleibt anonym, meist nur mit einem Nick bezeichnet, und muss niemandem in die Augen schauen. Kaum einer würde sich getrauen, sich in der Realwelt so aufzuführen. In jeder Veranstaltung würde er rausgeschmissen.

    Das Cover kann sich jeder auf der Website von Titanic anschauen. Ich werde mir jedoch gewiss nicht ein titanic-Heft kaufen, nur um die weiteren Ergüsse darin nachzulesen, daher beziehe ich mich auf das in Peter Winnemöllers Beitrag Gesagte.

    Dass titanic nicht zwischen Priestern und Bischöfen unterscheidet, ist hinnehmbar. Dass die Tatsache sexueller Übergriffe satirisch aufgespießt werden darf, ist auch klar. Auch ihre Leugnung oder Vertuschung.
    Hier geht es um etwas anderes.

    Wäre es lediglich das Cover, so müsste man eher fragen, ob die titanic-Macher Theologie studiert haben. In jedem Opfer eines Verbrechens Christus selbst betroffen zu sehen, ist völlig korrekt. Ganz egal, wer der Täter ist.
    Ich vermute nur, weder Macher noch Leser dieses Blattes kämen auf eine so ernsthafte Interpretation.

    Die reine Beleidigung – und zwar für jeden Christen – ergibt sich allerdings, wenn der Chefredakteur sich dazu bekennt, er wolle damit aussagen, dass sich ein Priester darin angeblich demütig „zum Zweck der Anbetung oder der Reinigung“ dem Gekreuzigten nähere – während offensichtlich ist, dass in Wahrheit gemeint ist, dass er ein Verbrechen begeht. Da geht es nicht mehr um einen Missbrauchsskandal.

    Im Detail: Würde Leo Fischers Aussage lediglich irgendwann ein Bild kommentieren, auf dem ein Bischof sexuelle Handlungen am gekreuzigten Christus verübt, so wäre das beleidigend, aber hätte keinen realen Bezug. Da könnte man dann nur sagen: Es verwechselt einer Demut mit sexuellen Handlungen. Die gedachte Person würde nach Ansicht jedes Christen eben diesem Christus Rechenschaft zu geben haben. Das betrifft aber soweit niemand anderen; wäre eine Beleidigung der Gläubigen, aber nicht die Unterstellung eines Verbrechens.

    Das ändert sich jedoch durch den eindeutigen Kontext, dass Übergriffe, darunter auch sexuelle Handlungen, von Priestern auf ihnen anvertraute Personen kürzlich bekannt geworden sind. Dann sind anstelle des Gekreuzigten hier tatsächlich die Opfer zu sehen und die Aussage Leo Fischers lässt sich so verhältnismäßig harmlos nicht mehr interpretieren. Es ist offensichtlich nicht daran gedacht, dass der Bischof sich demütig zum Zweck der Anbetung nähert.

    Gemeint ist, dass er dies behauptet und als Vorwand dafür gebraucht, ein Verbrechen zu begehen. Oder aber, naheliegender und näher am Text, dass er dies nicht nur behauptet, sondern dass demütige Annäherung zum Zweck der Anbetung Christi in Wahrheit dazu dient, die Befriedigung sexueller Triebe durch Verbrechen zu verleugnen und zu vertuschen. Das betrifft den christlichen Glauben als solchen. Aber dann sind alle Christen betroffen.

    Demut und Anbetung Christi mit sexuellem Missbrauch gleichzusetzen, bedeutet, jedem praktizierenden Christen zu unterstellen, dass er ein Verbrecher ist. Und zwar allein aufgrund der Tatsache, dass er an Jesus glaubt.

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