Social Media – Das Korrektiv

von Unbekannt

Vor einiger Zeit habe ich in meinem Blog schon einmal das Thema der Grenzen zwischen Realität und Virtualität aufgegriffen. Heute möchte ich speziell einmal auf das Phänomen des Korrektivs eingehen, dass durch die Auflösung der Grenzen entsteht.

Vor ein paar Wochen sind mir zwei Konversationen in Facebook aufgefallen, die in meinen Augen noch einmal sehr deutlich zeigen, dass es eigentlich nicht mehr möglich ist von zwei verschiedenen Identitäten (hier: real und virtuell) zu sprechen, sondern das es nur eine reale Identität gibt. Hinzu kommt noch der Faktor, dass es durch die soziale Echtzeitkommunikation kaum mehr möglich ist unbemerkt zu lügen beziehungsweise Dinge selbst in Nuancen falsch darzustellen. Dabei spiele ich gar nicht auf so große Geschichten an, wie in der Causa zu Guttenberg, wo durch das kollektive Miteinander von Internetnutzern die Doktorarbeit auseinander genommen und als Plagiat deklariert wurde. Dies ist ein großer Fall gewesen, der durch die Medien ausführlich aufbereitet wurde, doch gibt es im Kleinen auch viele solcher Fälle, die einem immer wieder über den Weg laufen und die mich zu dem Schluss kommen lassen, dass Social Media die Welt ein wenig ehrlicher macht. Dies möchte ich an einem kleinen Beispiel zeigen, doch zuerst ein anderer Fall, wo es allgemein um Echtzeit-Kommunikation und Korrektion geht.

Am 15. Juli wurde ich auf einen Statuspost von Daniel, den ich von einer Tagung kenne, aufmerksam in dem er schrieb, dass er in Visbeck (Achtung falsch geschrieben, richtige Schreibweise: Visbeck) in der Kirche sitzt und bei einem Spiel, dem Gruppenleiter-Suchspiel, für Jugendgruppen mitmacht. Schon sieben Minuten nach Post gab es das erste Feedback und weniger als eine Stunde später meldet sich Olaf zu Wort, der darauf aufmerksam macht, dass er mit seiner Gruppe Daniel gefunden hat. Ob der Beitrag von Daniel auf Facebook dazu beigetragen hat, dass die Jugendgruppe ihn so schnell gefunden hat wird nicht deutlich, doch merkt man hier wie schnell Kommunikation stattfindet. Und so ist es kaum verwunderlich, dass ein Link zu einer Google-Map Karte von Jens hinzugefügt wird oder das wenig später Nicole ihre Heimat verteidigt und auf den Rechtschreibfehler von Daniel im Ortsnamen hinweist.

Das andere Beispiel, dass ich euch gerne vorstellen möchte ist der Post von Norbert. Interessanterweise kenne ich auch ihn von der gleichen Tagung, wie auch Daniel. Was bei Norberts Post auffällt, wenn er schreibt, dass er einen „Kaffee mit einem netten Redakteur des #domradio“ hat sind zwei Dinge. Zum einen stelle ich selber als Mitarbeiter von domradio.de keine zehn Minuten nach Veröffentlichung klar, dass ich nicht derjenige war, der mit Norbert Kaffee getrunken hat, nachdem ziemlich schnell die Vermutung von einem gemeinsamen Bekannten aufkam, dass ich es sein muss. Nachdem von Norbert selbst klargestellt wurde, dass es sich um meinen Kollegen handelt ließ ich mich natürlich auch noch direkt zu einem weiteren Kommentar hinreißen, dass es ein schneller Kaffee gewesen sein muss. Der Hintergrund war der, dass mein benannter Kollege keine drei Minuten nach Veröffentlichung des Ursprungsbeitrages von Norbert schon unlängst wieder an seinem Platz saß und gearbeitet hat. Die Vermutung liegt also nah, dass der Post erst nach dem Kaffeetrinken entstanden ist.

Was ich versuche hier aufzuzeigen ist nicht die Bloßstellung von Personen, sondern vielmehr die Tatsache, dass drei Minuten keine Echtzeit mehr sind im Zeitalter vom Internet und den sozialen Netzwerken. Also selbst wo es um banale Dinge geht wie das zwei Menschen einen Kaffee trinken gehen gibt es durch die Sozialen Netzwerke unmittelbar ein korrektiv, dass Aussagen zu Recht rückt, selbst bei Kleinigkeiten.

Insgesamt ist diese Entwicklung in meinen Augen sehr positiv zu bewerten, denn es fordert immer wieder auf reflektiert zu handeln in Worten und in Taten. Sicherlich für uns Menschen eine Herausforderung, doch eine sehr positive;  denn so wird unsere Welt doch vielleicht ein wenig ehrlicher und das passt doch gut zu unserem Glauben, wo es schon in den 10 Geboten heißt „Du sollst nicht lügen.“.

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7 thoughts on “Social Media – Das Korrektiv

  1. @Veronika: Hallo, bin über Stefans Beitrag gestoplert, und hab Deinen Kommentar gelesen. Hast Du nähere Infos zu diesem Seminar „Wie real hilft virtuelle Hilfe?“ – Wann und wo war es? Wer hat es veranstaltet und vor allem: Gibt es da irgendein Fazit, eine Zusammenfasssung der Ergebnisse dort? Würde mich mal sehr interessieren! Dannke für die Infos im Voraus und liebe Grüße,Anne

  2. Um so etwas zu vermeiden gibt es ja für Googlemail ein Tool, was den Versand einer E-Mail um 10 Minuten verzögert – falls man es sich doch anders überlegt oder den Text wenigstens etwas „anpassen“ möchte.

    Für Facebook, Twitter und Co. gibt es so etwas wohl nicht. Ist eine Marktlücke, die so manchen Ärger (und Scham) vermeiden würde.

  3. @Veronika: Der verlinkte Artikel ist nur eine Ergänzung bzw. der Artikel, der mir den Anstoß dazu gegeben hat über das Korrektiv zu schreiben.

  4. Lügen ist immer schwerer als bei der Wahrheit zu bleiben, denn man muss sowohl die Erfindung als auch die Wahrheit im Auge behalten. Ganz schön schwer.
    Außerdem finde ich spannend, wie Viel man unbeabsichtigt äußert.

  5. Unerwartet anderer Blick auf die Unterscheidung zwischen virtueller und „realer“ Person – als ich im verlinkten Artikel nachlas, fand ich eher die Frage nach der Unterscheidung zwischen privat, dienstlich + öffentlich – war das so geplant? Vermutet hatte ich, dass es dort darum ginge, dass vurtuelle Realität immer auch reale 😉 Realität widerspiegelt – einfach, weil vor dem PC/Laptop/Netbook/WasAuchImmer ja reale Menschen sitzen, die die jeweiligen Botschaften in das virtuelle Netz geben (so mal gehört bei einem entsprechenden Workshop „wie real hilft virtuelle Hilfe?).
    Ich denke allerdings auch, dass es grundsätzlich gut ist, so nahe wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben – ganz unabhängig von den 10 Geboten, denn: wer immer wahr spricht, kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten. 🙂
    Viele Grüße
    Veronika

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